Montag, 17. Juni 2013

Die Hälfte der Welt


Zurückerobert habe ich die Hälfte meiner Welt,
sie war verschenkt, geopfert, hingegeben,
nur bruchstückhaft kehrt sie zurück.
In Scherben, ohne Kitt, der sie zusammenhält,
setz ich ein Puzzle sanft im Rahmen Leben
es fehlt die Hälfte mir zum Glück.

Nichts blieb im Ganzen übrig, nur anteilig,
ein halbes Lächeln, halbes Fühlen, halbes Lied
zerbrachst in Stücke allen Wert.
Kleingemacht, kein Kleinod war Dir heilig
zerborsten unter Deinem Willen,
ließt für Dein Ziel nichts unversehrt.

Samstag, 15. Juni 2013

Mein Sohn


"Geschichten aus der Murkelei"
hab ich ihm vorgelesen.
Da war er wirklich voll dabei,
der kleine wilde Besen.

Doch seit er plötzlich selber lügt
ist´s mir nicht ganz geheuer,
ob die Erziehung richtig liegt
im Fantasienfeuer?

Sehn wir die Kinder nicht zu streng?
Baun ihnen ihre Welt so eng
nach unsern steifen Regeln.

Ich weiß genau noch, wie das ist,
wenn man so grad die Wolken küsst
mit traumgebauschten Segeln.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Wald und Urgewalt


Es weint der Wald in bittersüßen Tränen
wie Bäche fließt es in das Tal hinab,
nichts hält sie auf, sie rinnen unaufhörlich,
ein endlos sanft bedrohlich nasses Grab.

Es tropft, es rinnt, es gurgelt und es rieselt,
die Wipfel decken grün das Unheil zu,
die Wurzeln können keinen Tropfen halten,
das Moos, die Kräuter triefen gradezu.

Weil immer Regen nur die Erde küsste,
ward sie es leid, und wehrte diesen ab,
er floß an ihr von jedem Berg herunter
ins Flußbett, bis es keine Rettung gab.

Die Flut der Tränen einer kranken Erde
erinnert vehement und schicksalhaft
als braune Brühe zwischen Häusermauern
vergessner Natur mit Urgewaltenkraft.